Post an Prominente

Irgendwie ist Detlef Grätz aus Lübbenau in sein Hobby hineingerutscht. „Noch in der DDR hatte ich in einem Anliegen an Erich Honecker geschrieben, doch keine Antwort erhalten. Nach der Wende habe ich mir dann gesagt, warum nicht, ich probierte es einfach und begann an Prominente in aller Welt zu schreiben.“ Am Anfang standen unter anderem Gratulationskarten für Papst Johannes Paul II., Glückwünsche zum 70. Geburtstag von Kardinal Joseph Ratzinger im Jahr 1997 und Grüße an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach der Jahrtausendwende ging es dann mit dem Schreiben richtig los. Grätz gratulierte den Päpsten, heute Papst Franziskus, der britischen Königin Elizabeth II., Politikern vieler Staaten. Jüngst kondolierte er zum Ableben von Prinz Philip – Herzog von Edinburghs – und gratulierte der Queen zum 70. Thronjubiläum. Weitere Adressaten sind der Bundespräsident, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und Königin Margarethe von Dänemark.
Was Detlef Grätz Hobby so außergewöhnlich macht, sind die Antworten und Dankschreiben die er heute – anders als bei Erich Honecker – immer erhält. So schrieb Queen Elizabeth: „Ich danke Ihnen aufrichtig für Ihre freundlichen Worte der Anteilnahme am Tod meines Mannes.“ Papst emeritus Benedikt XVI. schrieb zum Dank für die Grüße zu seinem 90. Geburtstag: „Dieser Geburtstag steht am Anfang meines letzten Lebensabschnittes. Er ist deshalb mehr als meine vielen Geburtstage, die ich feiern durfte, nicht nur Anlass zu froher Feier, sondern auch Mahnung, an das Ziel zu denken, in welches jedes Menschenleben mündet.“ Nach dem Heimgang von Präsident Ronald Reagan bekam Detlef Grätz folgenden Dank: „Die Vereinigten Staaten haben mit Ronald Reagan einen großartigen Staatsmann verloren, der einen unschätzbaren Beitrag zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas geleistet hat.“ Weiter erinnerte Presseattaché Timothy Moore an Reagens Berlinbesuch von 1987. Damals sagte er vor dem Brandenburger Tor: „Herr Gorbatschow, reißen sie diese Mauer nieder. Diese Worte, so Moore, werden unvergesslich bleiben.
Grundlage für sein wertschätzendes Hobby ist für Detlef Grätz der christliche Glaube, der ihn trägt. Vor ihm stapeln sich Bücher von und über Papst Benedikt, obenauf dann die Bibel. „Das alles habe ich gelesen, aber am wichtigsten ist die heilige Schrift, auf ihr baut alles andere auf“, sagt Grätz. Weiter sagt er: „Für mich wirkt der Heilige Geist durch die Bibel. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann kann ich darum beten oder ich suche mir Gesprächspartner.“
Vermittelt wurde sein Glaube durch seine Großmutter. Die Familie ist im Spreewald verwurzelt und war evangelischen Glaubens. Konfirmiert wurde Detlef Grätz am 14. Juni 1981. Sein Konfirmations-Spruch stammt aus den Psalmen: „Bleibe fromm und halte dich recht; denn einem solchen wird es zuletzt wohl gehen.“ Und: „Befiel dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen.“ „Leider akzeptiert meine Familie den Glauben nicht. Da ich spastisch gelähmt bin sagen sie, ,wenn es Gott gäbe, dann wärst du nicht krank’. Aber ich bin nicht krank, wenn ich krank bin, dann habe ich Husten und Schnupfen.“ Insgesamt ist das eine Situation in der er aufpassen müsse, nicht zu verbittern. Und da er in der Familie im Glauben keinen Halt findet, sucht Detlef Grätz immer den Kontakt zu Menschen, mit denen er darüber sprechen kann. „Ich gehe aber nicht hausieren.“
Es ist dieser Lebensmut der den katholischen Pfarrer von Lübbenau, Marko Dutzschke, bewegt. Kennengelernt haben sich die beiden, als Detlef Grätz ihn nach seiner Amtseinführung im Rollstuhl besuchte und ihm alles Gute für seine neue Aufgabe wünschte. „Herr Grätz hadert nicht mit seinem Leben, er lebt es einfach“, berichtet Pfarrer Dutzschke. Heute besuchte er ihn regelmäßig. „Es sind tiefe Gespräche über Gott und das Leben. Sie bereichern uns beide“, so der Seelsorger. Leben hat für Detlef Grätz immer auch mit Verantwortung zu tun. Er sagt: „Leben ist ein Geschenk. Ich darf es nicht wegwerfen.“ Grätz findet es zudem nicht gut, vor der Geburt in der Diagnostik zu schauen, ob das Kind vielleicht irgendwie behindert ist oder nur mit Einschränkungen und fremder Hilfe leben kann. Aus eigener Perspektive weiß er um den Wert eines solchen Lebens.
Detlef Grätz hat zudem Zeit zu beten: „Für die Kranken, um die ich weiß, für alle Menschen. Durch sein Lesen, den Kontakt zu Pfarrer Dutzschke und durch eine Begegnung mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz wuchs bei Detlef Grätz der Wunsch, katholisch zu werden.

Holger Jakobi, Tag des Herrn vom 10. Juli 2022